LebensKlang – Erfolgreiches Pilotprojekt zur Demenzsensibilisierung abgeschlossen
Angesichts der steigenden Zahl von Demenzerkrankten ist es entscheidend, dass Pflegeeinrichtungen demenzsensibel aufgestellt sind. Nur so können sie den speziellen Bedürfnissen dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe gerecht werden, ihre Lebensqualität verbessern und eine passende Betreuung gewährleisten. Bereits im April haben wir hier über unser neues Pflegeprojekt LebensKlang – Demenz im Takt der Erinnerungen begegnen berichtet.
Um die Demenzsensibilität in der (teil-)stationären Pflege zu verbessern, durchlaufen die teilnehmenden Einrichtungen im Projekt mehrere Bausteine. Dabei können sie zu Projektbeginn zwischen den Schwerpunkten Musik oder Erinnerungsarbeit wählen:
Im Rahmen des Pilotprojektes hat nun die erste Einrichtung mit Unterstützung der Debeka BKK „LebensKlang“ erfolgreich abgeschlossen. Die Einrichtung Stiftung zu den Heiligen Fabian und Sebastian aus Rosendahl entschied sich für den Schwerpunkt “Erinnerungen” und legte damit den Grundstein für eine einfühlsame und aufmerksame Betreuung ihrer demenzerkrankten Bewohner.
Sieben engagierte Betreuungskräfte nahmen an der dreitägigen Qualifizierung “Koffer der Erinnerungen” teil, vertieften ihr Wissen und setzen nun das Erlernte in die Praxis um. Während der Schulung vermittelte die Referentin die Bedeutung der Erinnerungsarbeit und die wichtigsten Aspekte ihrer Umsetzung. Die Teilnehmenden erkannten, wie zentral Gestik und Mimik im Umgang mit Demenzerkrankten sind. Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, gesprochene Worte allein zu verstehen, sodass nonverbale Kommunikationsmittel immer wichtiger werden. Diese Erkenntnis war für die Betreuungskräfte besonders wertvoll und wird ihnen helfen, ihre Bewohnenden noch besser zu unterstützen.
Wir haben auch die Referentin Tanja Schreiber gefragt: „Welches Erlebnis ist dir während der Schulungstage in Rosendahl in besonderer Erinnerung geblieben?“
Ihre Antwort war: „Mein schönstes Erlebnis war die Runde, in der private Gegenstände mitgebracht wurden. Die damit verbundenen Geschichten waren sehr emotional. So hatte eine Teilnehmerin den gut 50 Jahre alten Stoffteddy aus ihrer Kindheit bei sich. Sie erzählte von den vielen Erlebnissen, die sie dem Bären im Verlauf der Jahrzehnte anvertraut hatte und von den Geheimnissen und den Freuden- sowie Trauertränen, die der Stoff in sich aufgenommen hat. Ein anderer Teilnehmer erzählte bewegend von seiner Jugend, in der er gerne angeln war. Während seines Berichts konnte man in seinem Gesicht sehen, dass er in seine innere Erinnerungsbilderwelt eintauchte, die Natur und die Ruhe jener Momente noch einmal genoss. Später sagte er, dass er schon lange nicht mehr daran gedacht hat. Auch dies war sehr berührend und sorgte für Aha-Effekte in Bezug auf die Methode Biographiearbeit.“
Die Schulung “Koffer der Erinnerungen” hat bei den Teilnehmenden so große Begeisterung hervorgerufen, dass die Einrichtung plant, sie erneut anzubieten. So können auch die Betreuungskräfte teilnehmen, die beim ersten Termin verhindert waren.
In den beiden Workshops zur „Demenzsensiblen Einrichtung“, die sich an alle Berufsgruppen der Einrichtungen richteten, wurde durch den bereichsübergreifenden Austausch die gesamte Einrichtung mit der „Brille Demenzsensibilität“ betrachtet. Dabei entstanden wertvolle Synergien, aber auch bestehende Herausforderungen wurden thematisiert. Das gemeinsame Arbeiten an Lösungen stärkte zudem die bereichsübergreifende Zusammenarbeit sowie die Verbindlichkeit der Lösungsansätze.
Auch Angehörige der Pflegebedürftigen wurden in das Projekt eingebunden. Ein spezieller Angehörigenvortrag mit anschließendem Austausch sensibilisierte rund 18 Angehörige und Ehrenamtliche für den Umgang mit Menschen mit Demenz. Dazu gab die Referentin wertvolle Impulse und Praxistipps, von denen die Teilnehmenden unmittelbar profitieren können.
Im Abschluss-Workshop wurde das Projekt gemeinsam in der Steuerungsgruppe von Vertreter:innen der Pflegeeinrichtung evaluiert. Insbesondere die Schulung „Koffer der Erinnerungen“ habe einen großen Mehrwert gebracht, der bereits in die alltägliche Praxis übergegangen sei. Alle Teilnehmenden bestätigten, dass sie die verschiedenen Möglichkeiten des biografischen Erzählens in ihrem Betreuungsalltag anwenden. Die Erfahrungen damit waren durchweg positiv. Besonders eindrucksvoll: Einige sehr zurückgezogene Menschen mit Demenz können durch die angepasste Ansprache nun besser erreicht werden. Darüber hinaus wurde in einem festgelegt, welche konkreten Aufgaben, Fristen und Verantwortlichkeiten die Einrichtung in den kommenden Monaten weiter in Richtung Demenzsensibilität voranbringen sollen.
Die hohe Zufriedenheit mit dem Projektverlauf und den erzielten Ergebnissen spiegelt sich in den Gesichtern der Beteiligten des Abschlussworkshops wider.
Auch die finanzierende Kasse, die Debeka BKK, freut sich über den erfolgreichen Projektabschluss und ergänzt: „LebensKlang ist ein tolles Projekt und wir sind froh, mit unserer Förderung dazu beitragen zu können, dass Pflegeeinrichtungen nach und nach demenzsensibler werden.“
Hintergrund
Eine Fortführung des Projektes ist geplant, sodass sich interessierte Pflegekassen und Einrichtungen gerne melden können.
Sie sind interessiert?
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wir beraten Sie persönlich und finden gemeinsam Ihre Lösung.
Sina Sander
Stellvertretende Leitung Prävention in Lebenswelten
Telefon: 0201 56577351
Mail: sina.sander@teamgesundheit.de
Folgende Pflegekassen finanzieren das Projekt bereits in insgesamt zwölf Pflegeeinrichtungen: