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Einsamkeit hat viele Gesichter

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Heraus­for­de­rung Einsam­keit – ein Selbst­läu­fer ohne Hilfe ?!

Eigent­lich waren wir auf einem recht guten Weg hinsicht­lich der von Einsam­keit betrof­fe­nen Menschen in Deutsch­land. Laut Einsam­keits­ba­ro­me­ter 20241 entwi­ckelte sich das Thema seit den 90er Jahren in eine vermeint­lich gute Richtung. Doch wie wir wissen, kam es anders und uns – und vor allem junge Menschen – traf es hart. Ab 2020 wurde die Bevöl­ke­rung, durch alle Genera­tio­nen hinweg, auf die Probe gestellt. Ein entschei­den­der Wende­punkt war die Corona-Pandemie, die nicht nur unseren Alltag grund­le­gend verändert hat, sondern auch soziale Bezie­hun­gen massiv beein­flusste. Lockdowns, Homeof­fice und Kontakt­be­schrän­kun­gen haben viele von uns isoliert und bestehende soziale Netzwerke geschwächt. Doch die Pandemie war nicht der einzige Faktor. Neben der räumli­chen Distan­zie­rung spielen auch gesell­schaft­li­che Trends wie der zuneh­mende Rückzug ins Digitale, Verän­de­run­gen in der Arbeits­welt und der Druck durch soziale Medien eine Rolle. Besonders betroffen: junge Menschen, die in einer Phase ihres Lebens stehen, in der soziale Kontakte essen­zi­ell für ihre Entwick­lung sind. Lassen Sie uns einmal darauf schauen, welche unter­schied­li­chen Aspekte Einsam­keit beein­flus­sen und wie diese Faktoren sich gegen­sei­tig verstär­ken können.

Was ist eigent­lich einsam­keit?

Einsam­keit wird als eine “wahrge­nom­mene Diskre­panz zwischen den gewünsch­ten und den tatsäch­li­chen sozialen Bezie­hun­gen” definiert. Diese Defini­tion hebt hervor, dass Einsam­keit nicht einfach das Fehlen von sozialen Kontakten ist, sondern das subjek­tive Empfinden, dass die vorhan­de­nen sozialen Bezie­hun­gen nicht den eigenen Erwar­tun­gen entspre­chen.2 Die Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO) definiert Einsam­keit nicht als Krankheit, sondern als ein subjek­ti­ves Gefühl, das durch soziale Isolation oder das Fehlen gewünsch­ter sozialer Kontakte entstehen kann. In der ICD-10 wird Einsam­keit nicht direkt als Diagnose geführt, aber Aspekte wie das Allein­le­ben oder soziale Ausgren­zung können als Zusatz­ko­die­run­gen angegeben werden, wenn sie den Gesund­heits­zu­stand beein­flus­sen und zur Inanspruch­nahme des Gesund­heits­we­sens führen.3

EInsam­keit betrifft uns alle

Um den Heraus­for­de­run­gen von Einsam­keit in unserer Gesell­schaft effektiv zu begegnen, ist ein diffe­ren­zier­ter Blick auf verschie­dene Alters­grup­pen und Lebens­pha­sen notwendig. Besonders entschei­dend ist es, frühzei­tig anzuset­zen, um zu verhin­dern, dass aus jungen einsamen Menschen später einsame Erwach­sene werden. Einsam­keit im Jugend­al­ter kann durch fehlende soziale Bindungen und mangelnde Unter­stüt­zung chronisch werden und das Risiko psychi­scher Erkran­kun­gen wie Depres­sio­nen oder Angst­stö­run­gen um das 1,5- bis 2,5‑Fache erhöhen, wie Studien belegen4. Bildungs­ein­rich­tun­gen könnten hier eine Schlüs­sel­rolle überneh­men, indem sie Resilienz fördern und soziale Inter­ak­tion sowie zwischen­mensch­li­che Bezie­hun­gen gezielt stärken.

Zielgrup­pen im Fokus

Ältere Menschen

Der Blick auf ältere Menschen ist bei dem Thema Einsam­keit unerläss­lich. Laut Einsam­keits­ba­ro­me­ter sind Einsam­keits­be­las­tun­gen ab dem 75. Lebens­jahr besonders ausge­prägt, oft verstärkt durch den Verlust sozialer Netzwerke oder gesund­heit­li­che Einschrän­kun­gen.

Die gesund­heit­li­chen Folgen sind erheblich: Einsame Menschen leiden häufiger unter chroni­schen Krank­hei­ten, Herzer­kran­kun­gen oder Gebrech­lich­keit. Diese körper­li­chen und psychi­schen Belas­tun­gen wirken sich wiederum auf das eigene Aktivi­täts­le­vel aus, wodurch ein Teufels­kreis entstehen kann: Wer einsam ist, kann körper­lich einge­schränk­ter sein, wer wiederum körper­lich einge­schränkt ist, wird wohlmög­lich noch einsamer.

Empfeh­lun­gen:

·      Förderung von Gemein­schafts­pro­jek­ten: Initia­ti­ven in Wohnhei­men oder Nachbar­schaf­ten können helfen, soziale Bindungen zu stärken.

·      Techno­lo­gi­sche Unter­stüt­zung: Schulungs­an­ge­bote zur Nutzung digitaler Kommu­ni­ka­tion können älteren Menschen helfen, Kontakte zu pflegen.

Erwach­sene (Berufs­tä­tige)

In der Arbeits­welt bleibt Einsam­keit ein drängen­des Problem. Psychi­sche Belas­tun­gen durch Einsam­keit können Rückzug und längere Fehlzei­ten zur Folge haben.

Die große Heraus­for­de­rung besteht im Aufbre­chen des Schwei­gens. Unter­neh­men müssen Türen öffnen, um betrof­fe­nen Menschen Eintritt zu gewähren, die sich aufgrund des Schams ob dieser Thematik noch weiter zurück­zie­hen.

Empfeh­lun­gen:

  • Teambuilding-Maßnahmen: Unter­neh­men sollten regel­mä­ßige Teamak­ti­vi­tä­ten fördern.
  • Interne Anlauf­stel­len: Sensi­bi­li­sierte Führungs­kräfte und für das Thema geschulte Ansprech­per­so­nen können derartige Belas­tun­gen bei Betrof­fe­nen frühzei­tig erkennen und bieten einen sicheren Raum für offene Gespräche.
  • Flexibles Arbeiten: Hybrid­mo­delle sollten so gestaltet werden, dass sie soziale Inter­ak­tio­nen unter­stüt­zen und nicht für weitere Isolation sorgen.

Kinder, Jugend­li­che und junge Erwach­sene

Einsam­keit bei jungen Menschen kann schwer­wie­gende Folgen für ihre Entwick­lung haben. Fehlende soziale Bindungen in der Schule können zu langfris­ti­gen psychi­schen Problemen führen. Laut Bertelsmann-Studie 2024 haben Jugend­li­che ein erhöhtes Risiko, auch im Erwach­se­nen­al­ter einsam zu sein. Ebenso kann die Einsam­keits­er­fah­rung in dieser Alters­gruppe wesent­lich langan­hal­ten­dere negative Folgen haben.5
Aus diesem Grund muss dieser Zielgruppe besonders viel Aufmerk­sam­keit geschenkt werden. Jedoch lautet die Empfeh­lung der Studie, diese nicht nur als Zielgruppe, sondern gleicher­ma­ßen auch als Akteu­rin­nen und Akteure zu betrach­ten und sie stark in die Heran­ge­hens­weise an das Thema mit einzu­be­zie­hen. Warum ist das so wichtig? Um Lösungen zu finden, die das eigent­lich Problem aufgrei­fen und um die Isolation ein stückweit aufzu­bre­chen, müssen Betrof­fene invol­viert werden.

Empfeh­lun­gen:

  • Soziale Kompe­ten­zen fördern: Schulen sollten Programme zur Stärkung sozialer Fähig­kei­ten imple­men­tie­ren. Die Schule bietet eine hervor­ra­gende Möglich­keit, um möglichst viele Kinder und Jugend­li­che zu erreichen. Ebenso kann dieser Ort gleicher­ma­ßen einen wertvol­len Beitrag bei der Sensi­bi­li­sie­rung sowie Entstig­ma­ti­sie­rung des Themas leisten.
  • Eltern sensi­bi­li­sie­ren: Aufklä­rungs­ar­beit über die Bedeutung von unter anderem Freund­schaf­ten für Kinder ist entschei­dend. Die Studi­en­lage weist ebenso Ergeb­nisse mit Blick auf die Korre­la­tion zwischen gerin­ge­rem Wohlstand sowie insta­bi­len familiä­ren Verhält­nis­sen und Einsam­keit auf. 6 Die Unter­stüt­zung aus dem Eltern­haus, im Hinblick auf soziale Bezie­hun­gen, kann ein wichtiger Hebel sein.

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Einsam­keit und psychi­sche Erkran­kun­gen

Besonders wichtig ist es, die Wechsel­wir­kun­gen zwischen Einsam­keit, sozialer Isolation und psychi­schen Erkran­kun­gen zu durch­bre­chen. Einsam­keit kann zu gesund­heit­li­chen Problemen führen, die die Isolation wiederum verstär­ken können – ein Teufels­kreis, den es zu durch­bre­chen gilt. An der Stelle geht der Appell an alle Akteu­rin­nen und Akteure: von der Bildung und Arbeits­welt über die Gesund­heits­po­li­tik bis hin zu den betrof­fe­nen Personen selbst. Das Ziel sollte sein, gesell­schaft­li­che Struk­tu­ren zu schaffen, die Einsam­keit nicht nur lindern, sondern ihr langfris­tig präventiv entge­gen­wir­ken.

Es gibt immer mehr Evidenz, die zeigt, dass Menschen, die lange einsam sind, schneller krank werden und sogar früher sterben.

Einsam­keit und chroni­scher Stress

„Wer dauerhaft unter Einsam­keit und einer damit verbun­de­nen Leere leidet, steht unter chroni­schem Stress“, erklärt Dr. Iris Hauth von der Deutschen Gesell­schaft für Psych­ia­trie und Psycho­the­ra­pie, Psycho­so­ma­tik und Nerven­heil­kunde (DGPPN). Anhal­ten­der Stress kann zu einer Depres­sion führen, da er ähnliche Verän­de­run­gen in der Gehirn­ver­schal­tungs­dy­na­mik hervor­ruft wie bei depres­si­ven Patienten.“7, 8

Ausblick – Was können wir als Gesell­schaft tun?

Stellen Sie sich vor, ein Kind sitzt allein auf dem Pausenhof, umgeben von lachenden Gruppen, aber ohne Anschluss. Oder denken Sie an die ältere Dame, die tagelang kein Gespräch führt, obwohl das Telefon direkt neben ihr liegt. Einsam­keit hat viele Gesichter – und sie betrifft uns alle.

Die aktuellen Studi­en­ergeb­nisse machen es klar: Einsam­keit ist nicht nur ein indivi­du­el­les Schicksal, sondern ein gesamt­ge­sell­schaft­li­ches Problem. Ohne gezielte Maßnahmen droht sie, Menschen aller Alters­grup­pen zu isolieren und Lebens­qua­li­tät zu rauben.

Es braucht uns alle – von Bildungs­ein­rich­tun­gen über Unter­neh­men bis hin zur Gesell­schaft als Ganzes. Unsere Aufgabe ist es, Brücken zu bauen, die Begeg­nun­gen ermög­li­chen, Struk­tu­ren zu schaffen, die Gemein­schaft stärken, und präventiv zu handeln, bevor Einsam­keit Wurzeln schlägt.

Nur, wenn wir gemeinsam handeln, können wir verhin­dern, dass aus einsamen Kindern einsame Erwach­sene werden – und dass unsere älteren Mitmen­schen in der Stille des Allein­seins verschwin­den. Die Zeit zu handeln ist jetzt – für eine Gesell­schaft, in der niemand allein bleibt.

1 https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/erstes-einsamkeitsbarometer-fuer-deutschland-veroeffentlicht-240202, letzter Zugriff 10.12.2024

2 https://kompetenznetz-einsamkeit.de/einsamkeit, letzter Zugriff 10.12.2024

3 https://www.socialnet.de/lexikon/Einsamkeit, letzter Zugriff 10.12.2024

4 Steinmayr, Ricarda, Miriam Schmitz, Maike Luhmann (2024).Wie einsam sind junge Erwach­sene im Jahr 2024? Ergeb­nisse einer reprä­sen­ta­ti­ven Umfrage. Hrsg. Bertels­mann Stiftung, Gütersloh

5 e.b.d.

6 Schütz, R., Bilz, L. Einsam­keit im Kindes- und Jugend­al­ter. Zur Verbrei­tung eines Risiko­fak­tors für die psychi­sche Gesund­heit unter 11- bis 15-jährigen deutschen Schüle­rin­nen und Schülern.
Bundes­ge­sund­heitsbl 66, 794–802 (2023)

7 https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/einsamkeit/wie-einsamkeit-und-depressionen-zusammenhaengen-1140306, letzter Zugriff 10.12.2024

8 https://www.spektrum.de/news/wie-stress-eine-depression-foerdert/1155687, letzter Zugriff 10.12.2024

Natalie Ihne

Ich rede von Herzen gerne, man kann sagen, das Reden liegt mir. Dass ich jetzt für den BLOG schreiben darf, ist eine tolle und neue Herausforderung. Viel Reden hilft nicht immer viel. Jetzt kommen die Fakten auf den Tisch – schwarz auf weiß – für immer verewigt. Ich werde alles geben und Sie mit unterhaltsamen Worten über Gesundheitsthemen informieren oder eine Grundlage zur Diskussion bieten. Bei der Team Gesundheit GmbH bin ich übrigens schon seit 2010, seit 2014 im Kundenmanagement – hier schlägt das Herz der Kundeninformation. Wir machen Marketing, wir sammeln Kundenstimmen, wir kümmern uns um alle grafischen Belange des Hauses. Um meine Belange kümmere ich mich auch. Beim Kochen, Essen, Sport treiben und mit der Familie zusammen sein. Und: Ich kann Karate!

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