Funktioniert der Einsatz digital unterstützter Gesundheitsförderung bei pflegebedürftigen Menschen? – Ja das geht!
Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären Angehörige:r einer pflegebedürftigen Person, die in einer stationären Pflegeeinrichtung betreut wird. Einer Ihrer Lieblingsmenschen, der das letzte Viertel seines Lebens erreicht hat. Vielleicht müssen Sie sich das auch gar nicht vorstellen, sondern es ist bereits Realität geworden. Wäre es Ihnen nicht unfassbar wichtig, dass Ihrem Lieblingsmenschen die beste Betreuung zuteil würde? Dass die Tage nicht grau in grau ineinander übergehen. Dass diesem Menschen, trotz seiner Pflegebedürftigkeit und eventuell mit einer Demenzerkrankung einhergehend, möglichst viele gute Momente,schöne Erlebnisse undpositive Erfahrungen beschert würden? Momente, die seine Gesundheit fördern, auf kognitiver, psychosozialer sowie körperlicher Ebene? Sowie die Steigerung oder Aufrechterhaltung seiner Lebensqualität. Durch Interaktionen und Erlebnisse innerhalb der Einrichtung. Mit anderen Bewohnenden und Betreuungskräften Zeit verbringen, sie kennenzulernen, wissen woher sie kommen, was ihnen liegt und welche Gemeinsamkeiten man hat. Den Alltag gemeinsam und zufrieden bestreiten.
Wir sehen das so, genauso wie Pflegekassen in Deutschland und unsere Gesetzgebung. Gemeinsam mit vier Pflegekassen und ichó systems haben wir im Jahr 2019 ein besonderes Pilotprojekt ins Leben gerufen, das nun erfolgreich zum Abschluss gekommen ist.
Vergangenheit trifft Gegenwart – Biografiearbeit trifft ichó, lautet die vollständige Beschreibung der Pilotstudie mit der kleinen leuchtenden Kugel. Genauer gesagt sprechen wir von der ichó-Kugel. In einem Interview mit Frau Laurischkat der Mobil Krankenkasse und meiner Kollegin Christina (Link zum Interview), das ich 2022 mit beiden geführt habe, haben wir schon Einblicke in die Arbeit mit ichó gegeben, welche tollen Chancen und Möglichkeiten dieses kleine, aktivierende Wunderwerk bietet und wie in der Pandemiezeit damit umgegangen wurde.
Wir sprachen darüber, dass wir 2019 mit einer Pilotstudie starteten. Und genau deshalb möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten, dass wir voller Stolz sagen können, dass wir den Piloten beendet und nun auch evaluiert haben.
Die Pilotstudie verlief von 2019 bis 2023 und wurde von uns, der Team Gesundheit GmbH, in Kooperation mit ichó systems (icho-systems.de) und den fördernden Pflegekassen der BIG direkt gesund, Mobil Krankenkasse, energie BKK und BKK VDN in insgesamt 8 Einrichtungen umgesetzt. Mit diesem Pilotprojekt gingen die angeschlossenen Pflegekassen gemeinsam mit uns einen ersten wichtigen Schritt, um die Möglichkeiten innovativer, digitaler Lösungen mit bewährten Maßnahmen der Prävention für Pflegebedürftige in der stationären Pflege zu verbinden. Hervorgegangen aus einem Studienprojekt des Fraunhofer Instituts in Duisburg, ist ichó das Ergebnis zweijähriger Forschung und Erprobung in Pflegeeinrichtungen.
Was genau ist die ichó-Kugel und was kann sie?
Bei ichó handelt es sich um eine interaktive Therapiekugel, die auf spielerische Art und Weise kognitive Fähigkeiten fördert, sie kann Erinnerungen wecken und im Einsatz mit mehreren Personen auch das Gruppengefühl und den sozialen Austausch stärken.
Die ichó-Kugel nimmt äußere Reize wahr, wie zum Beispiel Drücken, Streicheln, Schütteln oder Werfen und reagiert dann entsprechend darauf. Ihre Reaktionen sind ganz vielfältig und reichen von farbigem Leuchten, über Klang und Musik bis hin zu Vibration. Zum Ausdruck kommen diese Funktionen in Liedern, Klanglandschaften, Märchen oder Rätseln. Berechtigterweise stellt sich nun die Frage, wozu das dienlich sein kann. Hierbei geht es um die multisensuale Reizstimulation, insbesondere Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie Demenz profitieren vom hohen Aufforderungscharakter der Kugel.
Das Schöne an dieser Kugel ist, dass sie vielfältig einsetzbar ist. Im Gruppenangebot sowie in der Einzelbetreuung. Eine Kombination aus visuellen, auditiven und taktilen Reizen animiert die Bewohnenden zur Bewegung und kognitiver Aktivierungund schlägt so die Brücke zur Biografiearbeit. So raten Bewohnende bspw. Tiergeräusche, vervollständigen Sprichwörter oder versuchen durch geschicktes Drehen der Kugel ein Schloss zu knacken. Die Förderspiele regen die Bewohnenden zum Erinnern und Erzählen über bestimmte Erlebnisse aus der Vergangenheit an, wie z. B. das Leben auf dem Bauernhof. So werden ihre kognitiven Ressourcen gefördert. Dabei verfügt jede ichó-Kugel über die Möglichkeit vier Profile anzulegen, denen wiederum entsprechende Förderspiele zugeordnet werden.
Diese vielfältigen Eigenschaften, welche die ichó-Kugel als digitales Tools vereint, ermöglichen spielerisch die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie und erleichtern den Betreuungskräften die Umsetzung aktivierender Gruppenangebote. Somit wird sie zu einer attraktiven digitalen Helferin. Digitale Gesundheitsförderung kennt also keine Grenzen, weder alters– noch settingbezogen und kann wunderbar Hand in Hand laufen.
Auf einen Blick – eine Einheit mit ichó
Ob ein Bauernhofbesuch mit verschiedenen Tiergeräuschen, die es zu erraten gilt, einmal um die Welt mit Stadt, Land, Fluss oder einfach zur Entspannung in den Wald abtauchen, gemeinsames Singen in der Gruppe, gemeinsames Musizieren am Tisch – hier kann Jede:r plötzlich Klavier, Gitarre oder Ukulele spielen und jede Stunde mit ichó ist anders!
Gestartet wird meist mit dem Regenbogen, der durch kleinste Bewegungen seine Farbe wechselt. Zum Stundenausklang kann eine Fantasiereise für Entspannung sorgen – untermalt durch eine Klanglandschaft.
Unser Fazit nach knapp 4 Jahren Pilotstudie
Welches Resümee ziehen wir nun nach dieser Pilotstudie und dem Einsatz der ichó-Kugel? Neben den Ergebnissen der Evaluation, sind sich alle Projektbeteiligten einig: ichó bereichert den Einrichtungsalltag und schafft Erfolgserlebnisse – für Bewohnende wie auch für Mitarbeitende. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr schwierig ist, als Angehörige:r eine Demenzerkrankung zu begleiten. Man klammert sich an jeden Strohhalm, der einem geboten wird, damit es der liebsten Person besser geht. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein wacher Moment, ein Glücksgefühl und eine gute Stimmung für Angehörige schon ausreichen, um hier von Erfolg zu sprechen.
Von einer Tatsache bin ich jedoch überzeugt: ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte.
Um Ihnen die offiziellen Ergebnisse nicht vorzuenthalten, habe ich Ihnen einen Auszug aus den beobachtbaren Effekten mitgebracht.
Beobachtete Effekte auf die Teilnehmenden
Was haben wir gelernt?
Auf Basis der Ergebnisse dieser Pilotstudie wurde einiges getan, sowohl auf unserer Seite als auch auf Seiten von ichó systems. Die ichó-Kugel wurde hinsichtlich ihrer Eigenschaften noch weiterentwickelt und von unserer Seite wurde ein evaluationsmodelliertes Folgekonzept erarbeitet.
Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen zur Pilotstudie haben, geben wir Ihnen gern Einblicke. Meine Kollegin Sina Sander berät Sie umfassend: