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Kinder lieben Bewegung eigentlich – doch wann kommt die Wende?

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Mit quiet­schen­den Reifen hält der blaue Klein­wa­gen vor dem Schulhof. Die Fahrertür schwingt auf, die Fahrerin hechtet zur hinten liegenden PKW-Seite, öffnet die Tür, greift den Tornister und chauf­fiert den Zögling bis zum Gebäude. Der Zögling – nennen wir ihn Steve – hat Glück. Andere Muttis und Vatis chauf­fie­ren ihren Nachwuchs noch weit über die erste Klasse hinaus bis ins Klassen­zim­mer. Sie „sorgen“ sich um ihre Brut und sorgen so für Staus und Unfälle vor den Grund­schu­len des Landes. Und sie sorgen dafür, dass sich ihre Brut weiter daran gewöhnt, bewegt zu werden.

Läuten Eltern die Wende Richtung Bewegungs­ar­mut ein?

Die Profes­so­rin Ulrike Ungerer-Röhrich ist Vorstands­vor­sit­zende der Plattform Ernährung und Bewegung (peb). Sie setzt sich zusammen mit der Bundes­in­itia­tive IN FORM für die Gesund­heit von Kindern und Jugend­li­chen ein. Für die Sport­wis­sen­schaft­le­rin und Psycho­lo­gin beginnt in dem verlink­ten Interview das Einläuten der Bewegungs­wende nicht erst beim Chauf­fie­ren mit dem Auto. „Ein anderes Beispiel sind Dreiräder mit Stange. Damit schieben die Eltern die Kinder, statt dass diese lernen, dass sich Anstren­gung lohnt“, erklärt sie ebenda. Zum Glück, so Ungerer-Röhrich, sehe man diese Dreiräder heute immer seltener, viele Kinder seien mit Laufrä­dern unterwegs.

Weitere Ursachen für den Verlust der Bewegungs­freude

Natürlich brüten nicht nur die Eltern die Inakti­vi­tät ihres Nachwuch­ses aus. Neben dem Chauf­fie­ren könnten auch „schlechte Erfah­run­gen im Schul­sport Ursache dafür sein, dass Kinder sich nicht freiwil­lig bewegen, obwohl sie eigent­lich einen natür­li­chen Bewegungs­drang haben“, ergänzt sie in dem Interview. Eltern pflegen die Keimzelle für Bewegungs­ar­mut jedoch mit. Und natürlich sorgt eine schlechte Erfahrung im Schul­sport allein nicht für die desolate gesund­heit­li­che Entwick­lung einer ganzen Gesell­schaft. Die aktuelle Gesund­heits­be­richt­erstat­tung von Bund, Robert Koch-Institut und Destatis zeigt jedoch, wie wichtig vorbild­li­ches (aktives) Verhalten im Eltern­haus und Anreize für Bewegung in den Lebens­wel­ten Kita und Schule sind. Es ist aber eben nicht nur der Sport­un­ter­richt und das Training im Sport­ver­ein, dass so von Bedeutung ist. Es ist die körper­li­che Aktivität und tägliche Bewegung an sich, die die körper­li­che, psychi­sche und physische Entwick­lung so beein­flusst, dass Bewegung im Leben verankert bleibt und die Wahrschein­lich­keit, gesund zu bleiben, vergrö­ßert wird: Zuhause sowie in den Lebens­wel­ten Kita und Grund­schule. „Wenn nach 20 Minuten der Unter­richt für fünf Minuten mit einem Bewegungs­spiel unter­bro­chen wird, können sich Kinder anschlie­ßend wieder besser auf den Stoff konzen­trie­ren“, resümiert Ungerer-Röhrich in dem IN-Form-Interview und verweist auf die aktuelle Studi­en­lage.

FAZIT 1:
Der Spazier­gang zur Schule und Bewegungs­spiele in der Schule sowie körper­li­che Aktivität im Alltag bringen Steve mehr – genauer

  • mehr Konzen­tra­tion,
  • mehr Leistungs­fä­hig­keit
  • mehr Ausge­gli­chen­heit und
  • mehr Selbst­be­wusst­sein (z.B. durch bessere Eigen­wahr­neh­mung, Haltung und Leistung)

Mit Blick auf die Bewegungs­wende, also dort, wo Kinder von der Freude an Bewegung in Bewegungs­faul­heit verfallen, befindet sich eine noch nachhal­ti­gere Folge: Da Bewegungs­ar­mut als Risiko­fak­tor für die Gesund­heit gilt, sollte jedes Quäntchen Bewegung quasi als unerläss­lich gelten.

Risiko­fak­tor Bewegungs­ar­mut führt zu Verlust von Lebens­qua­li­tät und Lebens­jah­ren

Schließ­lich ist Bewegungs­ar­mut nach Angaben des Robert Koch-Instituts nämlich ein Risiko­fak­tor für verschie­dene Erkran­kun­gen, die sich oft erst später im Leben zeigen. Laut aktueller Gesund­heits­be­richt­er­sta­tung des Bundes, RKI und Destatis sind es die nicht-übertragbaren, chroni­schen Erkran­kun­gen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus, Lungen­er­kran­kun­gen und Erkran­kun­gen des Muskel- und Skelett­sys­tems, die mit Blick auf die alternde Gesell­schaft an Bedeutung gewinnen, weil sie zum Verlust von Lebens­qua­li­tät und Lebens­jah­ren beitragen. Zwar geht nach Angaben des Robert Koch-Instituts keine Korre­la­tion zwischen Bewegungs­ar­mut und Muskel-Skeletterkrankungen/Rückenschmerzen bei Kindern aus den Daten der aktuellen Studie hervor. Da Deutsch­land Land des langen Lebens ist und immer mehr Menschen hierzu­lande Ü‑80 werden, ist klar, welche Bedeutung gesundes Bewegungs­ver­hal­ten hat. Wie stark es bei der heutigen 50+plus-Generation im Muskel- Skelett­sys­tem krankt und wie wichtig demnach richtiges Bewegungs­ver­hal­ten ist, zeigt der aktuelle BKK-Gesundheitsreport.

 

Muskel-Skeletterkrankungen…

  • …sind laut BKK-Gesundheitsreport in punkto AU-Geschehen wichtigste Ursache für Arbeitsunfähigkeits-Tage – fast jeder vierte AU-Tag geht darauf zurück.
  • …beinhal­ten demnach auch Rücken­schmer­zen als häufigste Einzel­dia­gnose (M54) sowohl innerhalb der Muskel- und Skelett­er­kran­kun­gen als auch insgesamt die Krank­heits­art, die für die meisten AU-Tage bei den Beschäf­tig­ten verant­wort­lich ist.
  • …sind Grund dafür, dass im Durch­schnitt allein 1,2 AU-Tage je Beschäf­tig­ten auf diese Diagnose entfallen. Bezogen auf die AU-Tage je Beschäf­tig­ten insgesamt (17,7 AU-Tage) sind das anteilig etwa 7 Prozent.
  • werden bei der ambulan­ten Versor­gung am häufigs­ten genannt. 26,2 Prozent aller Beschäf­tig­ten (ca. 1,1 Mio.), die im Jahr 2017 bei einem Arzt in ambulan­ter Behand­lung waren, haben mindes­tens einmal die Diagnose Rücken­schmer­zen (M54) erhalten.

FAZIT 2:

Überspitzt könnte man auch dieses Fazit ziehen: Der Spazier­gang zur Schule und Bewegungs­spiele in der Schule sowie körper­li­che Aktivität im Alltag bringt Steve auch nachhal­tig mehr – genauer schenkt er sich selbst

  • mehr gesunde Lebens­jahre am Ende seines Lebens und
  • eine höhere Lebens­er­war­tung,

wenn man ihn denn lässt.

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Hier gehts zum Test

Wibke Roth

Ich heiße Wibke Roth.  Und ich arbeite am liebsten schreibend und schwitzend – in die Tasten hauend und als Fitness-Trainerin. Man könnte auch schreiben: Wenn ich Texte verfasse, erfasse ich die Welt. Wenn ich andere in Bewegung bringe, erlebe ich sie. Meistens bewege ich mich übrigens mit. Ich kann nicht anders. Manchmal gerate ich jedoch auch beim Schreiben ins Schwitzen: je nach Temperatur, Thema und Terminfrist. Wenn mein Sportsgeist außer Atem kommt, haue ich auch gerne einfach `mal ab – in die Berge, ans Meer oder in den Wald. Wenn davon nichts in Sicht ist, haue ich mich einfach aufs Ohr. Das ist sehr gesund und besser als draufloszuhauen – also wild schreiend; dann doch lieber schreibend in die Tasten.

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