Was erwarten deren Angehörige von der Arbeitswelt, wie verändern sie sie und welche gesundheitsfördernden Bedürfnisse haben sie als Azubis?
Von Generationen wie Generation X, Y, Z oder Alpha spricht der Generationenforscher Rüdiger Maas nicht so gern. Diese Generationenbegriffe werden allerdings immer wieder und – Kritikern zufolge – zunehmend inflationär verwendet. Die Idee der Verwendenden ist, dass bestimmte Generationen – gemeint sind in einem bestimmten Zeitraum Geborene – durch bestimmte Krisen miteinander verbunden sind. Maas verwendet lieber genauer aufgeschlüsselte „Alterskohorten“, bei denen nicht Geburtenjahrgänge, sondern logische Brüche zu vorhergehenden Jahrgängen unterscheiden. Bei der „Generation Z“ sei dies laut Maas vor allem die Informationsgewinnung und die Adaption digitaler Technologie, die ihr Leben vermutlich deutlich mehr definieren als alle aktuellen Krisen* zusammen.
Definition von Merkmalen der Generationen-Gliederung laut Gabler Wirtschaftslexikon : „(…) Nach der Sozialisationshypothese entstehen grundlegende Wertvorstellungen eines Menschen weitgehend in den Kinder‑, Jugend- und frühen Erwachsenenjahre und reflektieren den während dieser Phase vorherrschenden Zeitgeist. Eine allgemeingültige Generationen-Gliederung existiert für die Arbeitswelt in Deutschland noch nicht. Oftmals werden die deutschen Arbeitnehmer-Generationen in folgende fünf Gruppen eingeteilt: Nachkriegs-Generation (geboren circa 1945 bis 1955), Baby Boomer (geboren ca. 1956 bis 1965), Generation X (geboren circa 1966 bis 1980), Generation Y (geboren circa 1981 bis 1995) und Generation Z (geboren ca. 1996 bis 2010). (…)“
Was erwartet die Gen Z von der Arbeitswelt?
Wenn Menschen zwischen 1996 bis 2010 geboren wurden, können sie jedenfalls der Generation Z – oder kurz Gen Z – zugeordnet werden. Was erwartet die Gen Z von der Arbeitswelt in der Arbeitswelt? Die Künstliche Intelligenz ChatGPT schreibt dazu, dass die Gen Z von der Arbeitswelt erwarte, dass sie „flexibel, innovativ und digitalisiert ist. Sie legen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance und möchten in einem Unternehmen arbeiten, das ihre Werte und Überzeugungen teilt. Außerdem ist es ihnen wichtig, dass sie in ihrer Arbeit einen Sinn und Zweck sehen und, dass sie die Möglichkeit haben, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Die Generation Z bevorzugt auch eine offene und transparente Kommunikation sowie eine inklusive Arbeitsumgebung, in der Vielfalt und Gleichberechtigung gefördert werden.“
Das Verhalten und die Werte der Angehörigen der Gen Z in der Arbeitswelt sind noch nicht genügend erforscht und mit empirischen Studien belegt, um hierzu grundsätzliche seriöse Aussagen zu machen.
Ein entscheidendes Merkmal der Generation Z sei es, dass ihre Angehörigen laut dem Fachmagazin humanresourcesmanager.de überwiegend erkannt hätten, „dass die Träume der Älteren nur selten Realität werden. Sie hat immer weniger Bindungen an Unternehmen (…), aber auch immer weniger Interesse an Führungsverantwortung und flexiblen Arbeitszeiten. Sie will klar zwischen Arbeitswelt und Privatleben (…) trennen, will sich aber – allerdings in einem geregelten Rahmen – durchaus in Unternehmen einbringen, wobei ihr aber der Öffentliche Dienst als potenzieller Arbeitgeber zusagt.“
Woher kommt die Bezeichnung Generation Z? Laut einem Artikel aus dem Jahr 2017 des 2019 verstorbenen Wirtschaftswissenschafter Prof Dr. Christian Scholz, damals Autor bei humanresourcesmanager.de, habe sich diese „fantasielose Bezeichnung“ nach der bereits fantasielosen Namensfindung Generation Y durch Studien aus USA, Australien und Deutschland wie beispielsweise von Grail Research und JWT-Intelligence, das EY Generations Survey oder Ford (Looking Further with Ford 2015) entwickelt.
Um den Sozial‑, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler Klaus Hurrelmann kommt man in puncto Generationenverständnis und ‑forschung nicht herum. In seinem Vortrag „Jugendliche stärken, Übergänge schaffen, Zukunft gestalten“, sagt er 2016 in Berlin über die Generation Z: „Über die nächste Generation, die heute unter 15 Jahre alt ist, lässt sich noch nicht genau charakterisieren, denn die Mehrheit der jungen Leute hat die formative Jugendzeit noch vor sich. Sollten sich die wirtschaftlichen Bedingungen so günstig weiterentwickeln wie heute, kann eine Generationsgestalt erwartet werden, die sich wiederum deutlich von der Generation Y unterscheidet. Die World Vision Kinderstudie 2013 und die Shell Jugendstudie 2015 geben hierzu erste Hinweise: Eine selbstbewusste und entscheidungsfreudige junge Generation wächst heran, die sich auch politisch wieder stärker interessiert und einmischt. Sie ist nicht mehr unter dem Druck, sich um jeden Preis für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, weil sehr viele Arbeitsplätze in den nächsten Jahren neu besetzt werden müssen. Ihre eigentliche Prägung aber erfolgt nach den Erkenntnissen der Sozialisationsforschung erst, wenn sie die Pubertät hinter sich lässt und in die Lebensphase Jugend eintritt. Erst dann macht es auch Sinn, einen angemessenen Namen für diese Generation zu suchen. Sie wird heute etwas gedankenlos als „Generation Z“ bezeichnet, obwohl der Buchstabe Z keinerlei metaphorische Bedeutung hat.“ (Anm. der Redaktion: Die nächste Generationenbetitelung lautet übrigens Generation Alpha.)
Wie verändert die Gen Z die Arbeitswelt?
Und wie wirkt die Gen Z auf die Arbeitswelt? ChatGPT schreibt dazu: „Die Generation Z verändert die Arbeitswelt auf verschiedene Weise. Sie legen Wert auf eine flexible Arbeitsumgebung, die es ihnen ermöglicht, von überall aus zu arbeiten und ihre Arbeit mit ihrem Privatleben in Einklang zu bringen. Sie bevorzugen auch eine digitale Arbeitsumgebung, die es ihnen ermöglicht, effizienter und produktiver zu arbeiten. Darüber hinaus legen sie Wert auf eine sinnvolle Arbeit, die es ihnen ermöglicht, einen positiven Einfluss auf die Welt zu haben. Die Generation Z bevorzugt auch eine offene und transparente Kommunikation.“
Diese Zusammenfassung, die ich wie die andere nach meinen Recherchen passend finde, heißt also, dass Gen-Z-ler bei Einstellungsgesprächen die Vermischung von Arbeitszeit- und Privatleben – die Blended-Work – nicht zupasskommt. Selbst, wenn sie noch keine eigene Familie haben, sehen sie ihre eigene kleine Welt auf Platz Eins vor dem Job. Ein Beruf, der ihr Privatleben zu sehr einschränkt, ist für sie unattraktiv. Sollte das so sein, kündigen sie und suchen sich einen neuen, der besser zu ihrem Leben passt.
In puncto Effizienz passt das Beispiel des früheren Daimler Personal-Vorstands Wilfried Porth: Er beschreibt in einem Spiegel-Interview aus dem Jahr 2015, dass durch die Gen Z – damals mit nur zwei Prozent vertreten – der Wandel durch sie sogar auch in der Fertigung angekommen sei: „Wir verwenden viele Fertigungsmaschinen, die sich permanent selbst prüfen. Die Daten werden in Echtzeit auf Tabletcomputer übertragen, die die verantwortlichen Kollegen immer bei sich tragen. So sehen sie frühzeitig, wenn etwas aus dem Ruder läuft“, sagt er, und ergänzt, dass es für diese Generation nicht befremdlich sei, immer ein Tablet mit sich zu tragen.
Ein Vertreter der Gen Z könnte übrigens noch vor der Gehaltsfrage eine Frage zum nachhaltigen Handeln des Unternehmens stellen. Bestenfalls ist der eigene Arbeitgeber auch sozial engagiert, führt Bottom-Up und kommuniziert auf Augenhöhe. Man merkt: Vertretende dieser Generation sind selbstbewusst.
Azubi Gesundheit: Wie kann man die Gesundheit von Azubis der Gen Z fördern?
Der Jugendforscher Simon Schnetzer schreibt dazu auf seiner Webseite, dass junge Menschen der Gen Z von einem Arbeitgeber erwarteten, „dass er sie nicht krank macht“. Ein gesunder Arbeitsplatz sei vor allen Dingen einer, an dem junge Mitarbeitende sich wohlfühlten und Tätigkeiten so gestaltet seien, „dass sie nicht schaden oder überfordern“. So sei ein Korb mit Äpfeln am Eingang zwar ein netter Start, „aber längst nicht ausreichend“. Was Arbeitgebende konkret für die Azubi Gesundheit tun könnten sei demnach:
- Ergonomische Arbeitsplätze
- Gesundheitstage mit lokalen Kooperationspartnern
- Vergünstigungen bei Sportvereinen und Fitness-Centern
- Präventionsangebote, zum Beispiel zum Umgang mit Stress oder Rückenproblemen
- Gesunde Führung
Mit den Generationen Z und Y steigt die Erwartungshaltung an Führungskräfte, wie Coaches zu fungieren, um für Leistung zu motivieren, konstruktiv mit Belastung (Stress) umzugehen und eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Schnetzer schreibt, dass aus seinen Beobachtungen „Motivationslöcher und negativer Umgang mit Stress eine der häufigsten Ursachen für Krankheitserscheinungen“ seien. Junge Mitarbeitende der Generationen Z (…) seien durchaus bereit, gute Arbeit zu leisten und hart zu arbeiten, wollten dafür jedoch motiviert werden. Und sie benötigten häufiger Feedback und Anerkennung als die Generationen, die vor Smartphones aufgewachsen sind.
Wie können Unternehmensverantwortliche Arbeitskräfte der Gen Z für sich gewinnen?
Unternehmensverantwortliche, die angehende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Gen Z für sich gewinnen möchten, sollten sich bewusst machen, dass die Wechselmotivation Fluch – für sich abwendende Mitarbeitende – und Segen – für potenzielle neue Interessenten – zugleich sind: Hier liegt eine Chance, sich auf selbstbewusste, gesundheitsbewusste und gewinnbringende Mitarbeitende einzustellen.
* In einem Perspective-Daily-Artikel des Journalisten Dirk Walbrühl namens „Generation Krise: Wie die besorgte Jugend heute tickt“ schreibt Rüdiger Maas: „Wenn man Generationen einteilen will, dann anhand von prägenden Elementen ihrer Lebenswirklichkeit. Wir haben heute etwa die erste Elterngeneration, die bereits digital erzieht und über soziale Medien kommuniziert. Das prägt deren Kinder anders als vorhergehende Jahrgänge.“
Fördern Sie die Gesundheit Ihrer Azubis
Wenn Sie den Bedürfnissen Ihrer Azubis nach Gesundheitsförderung nachkommen möchten, können wir Sie unterstützen und beraten.
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*Post-Covid ist seit November 2020 in der ICD-10-Diagnoseklassifikation gelistet. Eine Differenzierung zwischen Long- und Post-Covid ist dort nicht vorgesehen. Da sich Long-Covid jedoch im Sprachgebrauch durchgesetzt hat, nutzen die Autor:innen diesen Begriff im TK-Gesundheitsreport 2022 sowie in der dahinter liegenden Studie. Long-Covid heißt die Definition, wenn Beschwerden vier Wochen nach einer Corona-Infektion zum ersten Mal entstehen oder seitdem fortbestehen. Post-Covid heißt der Zustand zwölf Wochen nach einer Infektion, wenn Beschwerden seitdem anhalten oder neu auftreten. Der Diagnoseschlüssel heißt korrekt übrigens U07.4 bzw. U09.9 “Post-COVID-Zustand”, der beides abbildet. Die Symptome von Long-COVID sind vielfältig und reichen von eingeschränkter Belastbarkeit und extremer Müdigkeit über Atemnot und Kopfschmerzen bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen.
** Basis für die Sonderauswertung zu den längerfristigen Folgen einer Coronainfektion waren die Daten von 4.278.610 TK-versicherten Erwerbspersonen (Berufstätige und ALG 1‑Empfänger:innen) im Alter von 15 bis 64 Jahren, die von 2019 bis 2021 durchgehend bei der TK versichert waren. Für den allgemeinen Teil des Gesundheitsreports wurden die Daten aller 5,5 Millionen TK-versicherten Erwerbspersonen, die 2021 bei der TK versichert waren, aufbereitet.
*** Die TK spricht genauer von AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre.