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Fear of Missing out

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Von der Angst, andauernd Lebens­re­le­van­tes zu verpassen

Marcel Kern arbeitet privat gerade daran, wie seine Studie über Handy- und PC-Nutzung titelt: Er will sich „den Feier­abend zurück­er­obern“. Kern ist Junior­pro­fes­sor für Angewandte Psycho­lo­gie in Arbeit und Gesund­heit an der Univer­si­tät Duisburg-Essen. Und vorneweg: Das mit dem Feier­abend ist ihm mit ein paar Verhal­tens­knif­fen schon wieder gelungen. Dass sich ein Professor, dessen Materie gesundes Arbeiten ist, seinen Feier­abend wieder­ho­len will, soll auch zeigen: Das mit dem Abschal­ten ist uns nicht in die Wiege gelegt. Professor Kern geht grund­sätz­lich dem Henne-Ei-Problem von Digita­li­sie­rung und unserer Unfähig­keit, die Arbeit nicht unter­bre­chen zu können, nach. Sein Verhalten hat meiner Meinung nach aber auch etwas mit der „Fear of missing out“ – kurz FoMO – zu tun. Sie gilt als erste Social-Media-Krankheit. Laut Cambridge Diction­ary ist sie ins Deutsche übersetzt: „das unbehag­li­che Gefühl, dass man Aufre­gen­des verpassen könnte, was andere Menschen gerade erleben, oft hervor­ge­ru­fen durch die sozialen Medien.“

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Das Leben der anderen: immer dabei

Beim Scrollen durch den Newsfeed von Instagram, aber auch wie im Falle von Professor Kern, der es oft gewohnt war, binnen 24 Stunden auf beruf­li­che Whatsapp-Nachrichten zu reagieren, kann schnell die Angst entstehen, etwas, das woanders geschieht, zu verpassen. Dabei verpassen wir natürlich dauernd etwas – und das seit Beginn der Mensch­heit. Doch ohne die sozialen Medien würde uns nicht dauernd vorge­hal­ten, wo die anderen gerade gesellig, schön und/oder erfolg­reich sind – bzw. in unserem Empfinden gesel­li­ger als beim allein sein auf der Couch, schöner als ungefil­tert beim ungeschmink­ten Heraus­brin­gen des Mülls und erfolg­rei­cher als nach einem stres­si­gen Tag mit nerven­auf­rei­ben­den Chefs, der nerven­auf­rei­ben­den Kollegin sowie vielen unerle­dig­ten Dingen.

Woher kommt die Angst vorm Verpassen?

Dabei ist diese Angst vorm Verpassen nichts, was erst durch die sozialen Medien entsteht. FoMO entspricht evolu­tio­när gesehen mensch­li­chen Grund­be­dürf­nis­sen wie Zugehö­rig­keit, Anerken­nung und Nähe. Und jetzt kommt die Falle: Um sich einem oder mehreren Menschen zugehö­ri­ger, anerkann­ter und näher zu fühlen, klickt sich die mensch­li­che Seele durch die Accounts anderer gestress­ter mensch­li­cher Seelen und fühlt sich danach … noch schlech­ter. Dass dieses Verhalten zu Stress, Schlaf­stö­run­gen und depres­si­ven Verstim­mun­gen führen kann, wundert also nicht. Unser Leben ist sehr facet­ten­reich und unsere Möglich­kei­ten, digital überall mit dabei zu sein, scheinen etwas in uns zu triggern – gerade wenn wir dabei sind, ohne physisch präsent zu sein.
Neid spielt übrigens auch vorne mit, wenn wir uns mit bestimm­ten Menschen verglei­chen. Und es sind laut dem wissen­schafts­jour­na­lis­ti­schen WDR-Format quarks.de drei Faktoren, die beein­flus­sen, wie wir Neid erleben. Er entsteht durch:

  • Persön­li­che Relevanz
  • Soziale Nähe
  • Ähnlich­keit

Kommt Ihnen das beim Algorith­mus Ihres Vertrau­ens bekannt vor? Damit ist es aber noch nicht genug. Der Neid selbst macht uns zu schaffen, denn es handelt sich um eine sozial unerwünschte Emotion. Niemand gilt schließ­lich gern als missgüns­tig, deshalb versuchen wir in der Regel, das Gefühl zu unter­drü­cken oder zumindest zu überspie­len. Doch natürlich hat dieses Gefühl auch einen Sinn! Es erwächst aus unserem Bedürfnis, uns selbst für wichtig und wertvoll zu halten. Außerdem, so steht es in dem Artikel von quarks.de, seien wir bestrebt, „unsere Position in der sozialen Hierar­chie zu verbes­sern. Waren wir in einer Gruppe unter­le­gen, bedrohte das, evolu­tio­när betrach­tet, unseren Überlebens- und Fortpflan­zungs­er­folg.“

Jetzt ist es aber nicht so, dass die sozialen Medien per se nur einsamer und weniger zugehörig stimmen. Im Gegenteil: Sie können wie im Falle von Whatsapp- und Facebook-Gruppen zum Gruppen­zu­ge­hö­rig­keits­ge­fühl beitragen. Dennoch: Exper­tin­nen und Experten nehmen an, dass hinter dem FoMO-Phänomen eine Überfor­de­rung steckt, da die Menge an Infor­ma­tion, die man über soziale Netzwerke erhält, schlicht zu groß ist. Hier gibt es der Studie „Computers in Human Behavior“ aus dem Jahr 2020 zufolge jedoch Unter­schiede, um welches Medium und welche Nutzer­gruppe es sich handelt:

  • Während YouTube für Infor­ma­ti­ons­über­la­dung über alle Alters­grup­pen hinweg sorge, führten
  • WhatsApp und Snapchat-Nutzung nur bei älteren Erwach­se­nen zu einer Infor­ma­ti­ons­über­la­dung,
  • Facebook und Instagram-Nutzung seien demnach nicht für diesen Overload verant­wort­lich.

Sicher sei jedoch, dass Infor­ma­ti­ons­über­la­dung dafür verant­wort­lich ist, dass sich Depres­si­ons­sym­ptome entwi­ckeln können. Und: Wir kommen ja sozusagen vom Regen in die Traufe, wenn wir vom perma­nen­ten Neid und Infor­ma­ti­ons­über­la­dung in der Freizeit zur unerle­dig­ten Arbeit und perma­nen­ter Erreich­bar­keit durch die Vielfalt techni­scher Endgeräte kommen.

Digital Detox: Sich bewusst machen, dass Medien­kom­pe­tenz hilft, bei sich zu bleiben

Unter­neh­men wie Volks­wa­gen haben versucht, die Server zu bestimm­ten Zeiten herun­ter­fah­ren, um ihre Mitarbeiter:innen dabei zu unter­stüt­zen, in ihren Feier­abend zu kommen. Bei VW zückten Arbeitnehmer:innen jedoch den privaten Account oder das private Handy, um Unerle­dig­tes zu bearbei­ten. Doch was hilft? Mit der Profes­so­rin und Wirtschafts­psy­cho­lo­gin Sandra Ohly aus Kassel hat Kern vor allem erforscht, wie die arbei­tende Bevöl­ke­rung besser von der Arbeit abschal­ten kann. Dabei helfen diese Leitfra­gen:

  • Können Menschen nicht abschal­ten, weil sie das Handy nutzen, oder
  • nutzen Menschen das Handy, weil sie nicht abschal­ten können?

Letzteres scheint laut der Studie der Fall zu sein. Vor allem, wenn Arbeiten während der Arbeits­zeit nicht abgeschlos­sen sind, führe das zu Stress und zur Weiter­ar­beit nach Feier­abend. Das „Pling“ oder die Anzeige in der Mail-App, dass neue E‑Mails einge­gan­gen sind, könne – quasi durch die Neugierde selbst und durch die Unter­bre­chung der nicht erledig­ten Arbeit – schon dazu führen, wieder in den Arbeits­mo­dus zu verfallen. Das Handy ist dann quasi nur das Mittel zum schnel­le­ren Zweck.

Kniffe zum Abschal­ten und auf dem Weg zum Joy of Missing out: dem Glück, etwas zu verpassen

Laut Kern helfe es auch, wenn sich Führungs­kräfte bewusst machten, dass ihr Verhalten – etwa nach Feier­abend zu kommu­ni­zie­ren – den Eindruck im Team vermit­telt, ebenfalls reagieren zu müssen. Kern und Ohly empfehlen, zweimal am Tag während der Arbeits­zeit für eine Stunde das Mailpro­gramm zu schließen und das Handy auszu­ma­chen. Kern selbst hat sich unter anderem angewöhnt, Push-Nachrichten auszu­schal­ten, um sich den Feier­abend zurück­zu­er­obern. Und ganz bedeutend: Nehmen Sie sich und Ihre Inter­es­sen jenseits der Arbeit und der Bildschirme dieser Welt wichtig! Nehmen Sie die Heraus­for­de­run­gen des Lebens an, haben Sie Spaß mit Freun­din­nen und Freunden oder genießen Sie Zeit mit sich allein, gestalten Sie sich Ihre Freizeit mit Abwechs­lung – ihr Gehirn wird Sie mit Glücks­ge­füh­len belohnen. Aber entschei­den Sie sich bewusst dafür, dass es Glück ist, wenn Sie etwas verpassen dürfen!

4 Tipps für Führungs­kräfte und Unter­neh­mens­ver­ant­wort­li­che

  1. Die Ziele sind bei der Mitar­bei­ter­füh­rung essen­zi­ell – ja. Aber lassen Sie sie nicht zum allei­ni­gen Merkmal guter Führungs­kul­tur avancie­ren: Hinter­fra­gen Sie Ihren Führungs­stil und gegebe­nen­falls die Führungs­kul­tur des Unter­neh­mens.
  2. Gehen Sie bewusst mit sich und Ihrer Gesund­heit um – Sie sind ein ständiges Vorbild!
  3. Fördern Sie eine offene Kommu­ni­ka­tion und das Einhalten von Regeln von beiden Seiten. Überprü­fen Sie regel­mä­ßig die gegen­sei­ti­gen Erwar­tun­gen. Wenn es ein für das Unter­neh­men unerläss­lich wichtiges Thema ist, kommu­ni­zie­ren Sie, wer im Notfall wie erreich­bar sein soll oder muss, aber erwarten Sie dies nicht als Selbst­ver­ständ­lich­keit. Wechseln Sie hier Verant­wort­lich­kei­ten, wenn es regel­mä­ßig wieder­keh­rend wichtige Themen gibt, die das Abrufen von Firmen­in­for­ma­tio­nen nach Feier­abend bedürfen.
  4. Gibt es eine Mitar­bei­te­rin oder einen Mitar­bei­ter, bei der bzw. dem Sie nicht sicher sind, ob eine psychi­sche Belastung vorliegt? Oder wissen Sie nicht, wie Sie sich verhalten sollen? Wenden Sie sich an den Betriebs­rat, an das betrieb­li­che Gesund­heits­ma­nage­ment oder Ihre Perso­nal­ab­tei­lung!

4 Tipps für Betrof­fene in Unter­neh­men

  1. Menschen sind mit der Gabe gesegnet, grund­sätz­lich eine andere Perspek­tive einnehmen zu können. Psycho­lo­gin­nen und Psycho­lo­gen empfehlen, sich nicht nur mit den Besten zu verglei­chen. Sie sprechen vom sogenann­ten abwärts­ge­rich­te­ten Vergleich, der Selbst­wert und Wohlbe­fin­den fördern kann.
  2. Besten­falls lassen Sie sich also auch nicht von dem Verhalten der Chefetage triggern. Ist dort jemand mit inter­es­sier­ter Selbst­ge­fähr­dung unterwegs und zeigt das regel­mä­ßig mit E‑Mails zu später Stunde, müssen Sie nicht automa­tisch mit diesem Verhalten mitgehen. Es sollte nicht die Regel sein.
  3. Legen Sie Zeiträume fest, in denen Sie Ihr Smart­phone nicht benutzen. Stellen Sie es in den Flugmodus oder bringen Sie es im Lautlos­mo­dus in eine Schublade. Unter­neh­men Sie mittags regel­mä­ßig einen Spazier­gang ohne Handy. Laut der obenste­hen­den Studie sollten Sie zweimal am Tag während der Arbeits­zeit für eine Stunde das Mailpro­gramm schließen und das Handy ausstel­len.
  4. Ist der Neid ein ständiger Begleiter beim FoMO? Eine Strategie gegen den Neid kann sein, sich bewusst selbst Ziele zu setzen, die unabhän­gig vom Erfolg anderer sind. Was ist Ihnen also wichtig – und was müsste da kommen, dass Sie dieses kleine oder große Glück aus den Augen verlieren? Besten­falls: Nichts!

Wann legen Sie los und beginnen die digitale Entgif­tung für sich und Ihre Beschäf­tig­ten?

Kennen Sie den Sägeblatt­ef­fekt? Das heißt im Prinzip, dass das Energie‑, Aufmerksamkeits- und Konzen­tra­ti­ons­le­vel jedes Mal sinkt, wenn Sie sich in das Zurück­ge­dachte wieder einfinden müssen. Ein Effekt, der sich negativ auf die Leistungs­fä­hig­keit auswirken kann. Wir unter­stüt­zen Sie gern mit Maßnahmen zur Stärkung der Konzen­tra­tion und der Produk­ti­vi­tät.

Aktive Regene­ra­tion & digitales Detoxing

Umfang­rei­ches Exper­ten­wis­sen on Demand

Video

ca. 25 Minuten

Digital

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Digitale Medien bewusst nutzen

Für einen gesunden Umgang mit Handy und Co.

Seminar & Workshop

Halbtägig

Präsenz

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Happiness Hacks

Weil Glück mehr ist als Zufall

Vortrag

60 Minuten

Präsenz, Digital

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Wibke Roth

Ich heiße Wibke Roth.  Und ich arbeite am liebsten schreibend und schwitzend – in die Tasten hauend und als Fitness-Trainerin. Man könnte auch schreiben: Wenn ich Texte verfasse, erfasse ich die Welt. Wenn ich andere in Bewegung bringe, erlebe ich sie. Meistens bewege ich mich übrigens mit. Ich kann nicht anders. Manchmal gerate ich jedoch auch beim Schreiben ins Schwitzen: je nach Temperatur, Thema und Terminfrist. Wenn mein Sportsgeist außer Atem kommt, haue ich auch gerne einfach `mal ab – in die Berge, ans Meer oder in den Wald. Wenn davon nichts in Sicht ist, haue ich mich einfach aufs Ohr. Das ist sehr gesund und besser als draufloszuhauen – also wild schreiend; dann doch lieber schreibend in die Tasten.

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