Die Mobil Krankenkasse und Team Gesundheit führen seit langer Zeit gemeinsam und erfolgreich Kampagnen im Bereich Pflege durch. Dazu zählen Projekte wie:
- Hand in Hand – Gewaltfrei in der Pflege
- Vergangenheit trifft Gegenwart – Biographiearbeit trifft Ichó
- Unvergessen – Aktivierung durch Märchen
- Schritt für Schritt – Gemeinsam bewegt im Alter
- Probier Ma(h)l! – Besser essen in der Pflege
Gerade startet das Projekt Ichó in einer Pflegeeinrichtung. In den kommenden Wochen stehen die Multiplikatorenschulung und die Begleittage an. Für uns die perfekte Gelegenheit, um Sie in dieses spannende Projekt eintauchen zu lassen, indem wir darüber berichten.
Also habe ich mich mit Frau Laurischkat, Koordinatorin im Bereich Pflege der Mobil Krankenkasse, und meiner Kollegin Christina Maiwald (Projektleitung in der Region Nordost) ausgetauscht.
Nachgefragt
„Frau Laurischkat, erst einmal möchte ich mich ganz herzlich bedanken, dass Sie sich die Zeit nehmen und wir uns unser gemeinsames Projekt einmal näher anschauen. Sie haben ja bereits sehr viele Maßnahmen und Projekte mit uns durchgeführt. Aktuell läuft unter anderem das Projekt Ichó – Biografiearbeit in der Pflege.
Wie kam es, dass Sie sich genau dieses Projekt ausgesucht haben?“
Frau Laurischkat:
Eigentlich ist es eine witzige Geschichte, 2019 auf einer Messe in Berlin begann. Sowohl ihr als Team Gesundheit und wir als Krankenkasse hatten auf dem Deutschen Pflegetag in Berlin einen Messestand. Ich habe mir gemeinsam mit Ihrer Kollegin Sina Sander verschiedene Messestände angeschaut und schlussendlich sind wir an einem Stand stehen geblieben, auf dem der Ichó Ball vorgestellt wurde. Wir waren beide sofort begeistert und wussten, das könnte ein tolles Projekt werden. Für Team Gesundheit und uns als Mobil Krankenkasse. Gott sei Dank habt ihr bei Team Gesundheit dann alles Weitere initiiert, ich alleine hätte das nicht stemmen können. Damit begann im Prinzip die Geschichte rund um das Pilotprojekt Ichó.
Christina, zusammen mit der Mobil Krankenkasse bist du die Projektleitung und begleitest das Projekt Ichó engmaschig. Du bist im regelmäßigen Austausch mit Frau Laurischkat, den Akteurinnen und Akteuren in der Pflegeeinrichtung „Pflegen und Wohnen Moosberg“ und unseren Trainerinnen und Trainern. Kannst du uns ein paar Einblicke geben? Was genau macht das Projekt Ichó aus und wo steht ihr gerade?
Christina Maiwald:
Erst einmal komme ich direkt zum Ichó Ball. Es ist ein sehr interaktiver Ball. Mit ihm kann man sowohl die kognitiven als auch die motorischen Fähigkeiten von Bewohnenden auf spielerische Weise fördern. Zudem kann der Ichó zum Entspannen (z.B. durch Märchen oder Klanglandschaften) und Singen genutzt werden. Das ist das Schöne an diesem Ball, er ist vielfältig einsetzbar, im Gruppenangebot sowie in der Einzelbetreuung. Eine Kombination aus visuellen, auditiven und taktilen Reizen animiert die Bewohnenden zur Bewegung und kognitiver Aktivierung, insbesondere zu Biografiearbeit. So raten Bewohnende bspw. Tiergeräusche, vervollständigen Sprichwörter oder spielen „Stadt, Land, Fluss“. Die Spiele initiieren, dass sich die Bewohnenden an bestimmte Ereignisse aus ihrem früheren Leben erinnern, wie z.B. das Leben auf dem Bauernhof. So werden ihre kognitiven Ressourcen gefördert. Das ist unter anderem Sinn und Zweck von dem Projekt Ichó. Da die Bewohnenden im Gruppenangebot gemeinsam spielen und raten werden auch das Sozialverhalten und die Gemeinschaft positiv beeinflusst.
Bezogen auf unser Projekt, findet als Nächstes die Multiplikatorenschulung der Beschäftigten in der Pflegeeinrichtung statt. Ganz bewusst ohne die Bewohnenden. Die Pflegekräfte lernen erst einmal die konkrete Anwendung sowie Spiele und Funktionen des Ichó Balles kennen. Im Anschluss daran startet die 8‑wöchige Interventionsphase mit den Bewohnenden. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es sich hierbei nach wie vor um ein Pilotprojekt handelt. Welche Wirkung der Ichó auf die Bewohnenden hat, wird die Geamtevaluation des Pilotprojekts zeigen.
In dieser jetzt kommenden 8‑wöchigen Interventionsphase evaluieren die Beschäftigten die Wirkung von Ichó auf folgende Aspekte:
- kognitive
- psychosoziale und
- motorische
Fähigkeiten/Veränderungen.
Doch auch die Praxistauglichkeit und Anwendung im Pflegealltag spielen eine große Rolle.
Christina, darf ich mir kurz eine Zwischenfrage erlauben? Wenn du sagst Pilotprojekt, wen genau bezieht das alles mit ein.
Christina Maiwald:
Sina Sander von Team Gesundheit und Antje Laurischkat haben damals den Ichó Ball in Berlin auf der Messe entdeckt. So begann es im Prinzip. Unser Digitallabor und unser Bereich Pflege haben dann alles in die Wege geleitet. Neben dem generellen Kennenlernen des Systems musste noch viel Konzeptionsarbeit geleistet werden. Daraus ist jetzt dieses Pilotprojekt entstanden.
Insgesamt sind an dem Pilotprojekt Ichó deutschlandweit 8 Pflegeeinrichtungen unterschiedlicher Kassen beteiligt, unter anderem der Mobil Krankenkasse.
Zusammen mit Frau Laurischkat betreue ich insgesamt zwei Einrichtungen im Norden. Eine Einrichtung konnte das Projekt bereits abschließen und „Pflegen und Wohnen Moosberg“ ist mitten in der Umsetzung.
Frau Laurischkat, wie schätzen Sie derzeit die Situation in Pflegeeinrichtungen ein? Nehmen die Einrichtungen Ihre Angebote dankend an? Haben diese einen Kopf dafür?
Frau Laurischkat:
Das gestaltet sich doch als sehr schwierig, insbesondere die Akquise der Einrichtungen. Jetzt muss ich sagen, dass ich aktuell – Pandemie bedingt – in sehr engem Kontakt zu stationären Pflegeeinrichtungen stehe. Was aber nur damit zu tun hat, dass diese mit wahnsinnig viel zu kämpfen haben. Das beginnt mit Personalausfall bis hin zu Geldern, die nicht zur Verfügung stehen, aber gebraucht werden, um sich und die Bewohnenden zu schützen. Es müssen Sicherheitskonzepte entwickelt und grundsätzlich viel umgesetzt werden. Das alles mit einem wirklich überschaubaren Personalkörper.
In so einer Situation ein Präventionsprojekt zu platzieren bzw. die Motivation zu fördern, ein Projekt umzusetzen, gestaltet sich als sehr herausfordernd.
Meine Herangehensweise ist die, dass man immer dran bleiben muss, die Gesundheit von Bewohnenden und Beschäftigten zu fördern. Ganz oft komme ich über diesen Weg doch ganz gut bei den Pflegeeinrichtungen an. Gerade Ichó ist ein Projekt, was im Prinzip sofort einsatzbereit ist. Da braucht es keine großen Termine, die man einberufen muss. Rein theoretisch kann man sich auch einfach zu zweit mit dem Ichó beschäftigen. Es ist ein gutes Projekt, trotz Pandemie und der furchtbaren Situation, in der wir uns nach wie vor befinden, einen Zugang zu den Pflegeeinrichtungen zu finden.
Wie gehen sie grundsätzlich vor, um mit den Einrichtungen in Kontakt zu treten und das Projekt vorzustellen?
Frau Laurischkat:
Momentan ist es sehr leicht für mich. Wir betreuen ja die Pflegerettungsschirme für die Pflegeeinrichtungen. Wir als Mobil Krankenkasse finanzieren zum Beispiel alle Ausgaben, wie zum Beispiel Corona-Tests, Sicherheitskonzepte und Ähnliches. Allein dadurch bin ich ständig im Austausch mit den Einrichtungen.
In der Vergangenheit musste ich aber schon aktiv anrufen, im Prinzip klassische Kaltakquise betreiben.
Im Falle der Einrichtung „Pflegen und Wohnen in Moosberg“ bestand bereits der Kontakt, da wir schon andere Projekte gemeinsam umgesetzt haben.
Christina, hast du Erfahrungen gemacht, was die aktuelle Situation betrifft und den Zugang zum Thema Gesundheitsförderung? Ich kann mir vorstellen, dass es ein Spagat ist zwischen hohem Bedarf und starker Belastung beim Pflegepersonal.
Christina Maiwald:
Frau Laurischkat hat da schon etwas ganz Wichtiges gesagt. Die größte Hürde besteht im Prinzip darin, das Projekt zu platzieren. Wenn einmal der Kick off stattgefunden hat, die Beschäftigten vor Ort sehen, was es mit dem Projekt und in dem Fall mit dem Ichó auf sich hat, erkennen die Beschäftigten sehr schnell, wie universell einsetzbar der Ichó im Pflegealltag ist. Das unterscheidet im Moment das Ichó Projekt von allen anderen Projekten der Gesundheitsförderung im Setting stationäre Pflege, die wir sonst anbieten.
In anderen Einrichtungen, in denen wir das Ichó-Projekt bereits umgesetzt haben, fand die Interventionsphase des Projekts teils während des harten Lockdowns in 2020 statt. Quasi in der Zeit, in der alles geschlossen war und die Bewohnenden ihre Angehörigen noch nicht einmal sehen durften.
Stellen Sie sich vor, mit welcher Last die Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen tagtäglich konfrontiert werden. Für sie war es im ersten Lockdown eine zusätzliche Herausforderung, dass die Angehörigen noch nicht mal in die Einrichtungen durften, keine Gruppenveranstaltungen stattgefunden haben oder Wohnbereiche sich nicht mischen konnten. Da kam der Ichó wie gerufen. Vor dem Hintergrund der extremen Kontaktbeschränkungen konnte der Ichó zumindest in der Einzelbetreuung angewendet werden.
Einen weiteren Vorteil bietet der Ichó im Hinblick auf die Hygienevorschriften. Der Ichó muss nicht zwingend rumgereicht werden, man kann ihn auch auf einen Tisch in der Mitte oder auf dem Boden platzieren und über eine Fernbedienung steuern.
Um es kurz zu machen. Der Ichó Ball war selbst in Corona Zeiten eine große Entlastung, weil er einen neuen Weg eröffnet hat, trotz der extremen Hygieneauflagen und Kontaktbeschränkungen die Bewohnenden zu aktivieren. Sowohl in der Gruppen- als auch Einzelbetreuung.
Frau Laurischkat haben Sie noch ein paar abschließende Worte bezogen auf das Projekt oder das Thema generell? Vielleicht haben Sie auch noch ein paar Tipps für andere Pflegeeinrichtungen, wie man so ein Projekt – trotz der aktuellen Situation – gemeinsam erfolgreich umsetzen kann.
Was ist das Erfolgsrezept, wenn ich mir diese saloppe Frage erlauben darf? Ich habe nämlich das Gefühl, dass hier ein eingespieltes Team vor mir sitzt.
Frau Laurischkat:
Absolut, das gehört vielleicht auch noch ins Schlusswort. Die wirklich gute Zusammenarbeit mit euch, mit Team Gesundheit, ist sehr förderlich und hilfreich für uns.
Dass wir in der Pandemie so etwas hinbekommen haben, ist nicht zuletzt auch dem Einsatz von Christina Maiwald zu verdanken. Aber auch die Tatsache, dass wir damals auf einer Messe vor dem Ichó Ball gestanden habe und welche Kreise das nun gezogen hat. Wie viele Pflegeeinrichtungen mittlerweile in den Genuss von Ichó gekommen sind, ist vor allem Team Gesundheit zu verdanken.
An die Pflegeeinrichtungen vielleicht wirklich der Tipp, dass sie es einfach wagen. Am Anfang steht da erst mal nur so ein riesiges Projekt und Konzept vor ihnen. Aber am Ende profitieren sie so wahnsinnig davon. Vor allem jetzt in Zeiten der Pandemie sollte man am Ball bleiben und solche Projekte wagen.
Vielen Dank Frau Laurischkat und vielen Dank Christina.
Wenn ich mir diese Schlussworte im Nachhinein noch einmal durchlese, bin ich nachdrücklich beeindruckt von dieser Geschichte und dem Projekt. Ich erinnere mich noch gut an den Deutschen Pflegetag 2019 in Berlin. Dass dort ein kleiner Ball mit schlussendlich so großer Wirkung entdeckt wird, hätte wohl niemand vermutet. Dass dieser im Prinzip in der schweren Pandemie-Zeit die leichteste Umsetzung eines Projektes zur Gesundheitsförderung ist, ein Geschenk, eine glückliche Fügung. Es sollte wohl so sein!
Was mich zusätzlich beeindruckt, ist die Zusammenarbeit zwischen der Mobil Krankenkasse und in dem Fall meiner Kollegin Christina. Im Interview nehme ich – trotz der digitalen Distanz – wahr, wie eingespielt und kollegial beide miteinander sind. Auch das scheint ein weiterer Schlüssel zum Erfolg zu sein. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit!
Ihr Interesse am Projekt Ichó ist geweckt?
Wenden Sie sich gern an Team Gesundheit oder die Mobil Krankenkasse.
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