Wir haben in den vergangenen Monaten – fast muss man schon Jahre sagen – viel darüber berichtet, was die Corona-Pandemie mit der Gesellschaft, den darin lebenden Menschen und mit der Gesundheitsförderung gemacht hat. Wo Umdenken und digitales Handeln erforderlich waren. Wo es gravierende Auswirkungen auf Physis und Psyche, in allen Gesellschaftsformen, gab.
Nun möchte ich mir bei einem Unternehmen einmal genauer anschauen, wie mit den Herausforderungen umgegangen wurde und nach wie vor noch umgegangen wird. Dazu habe ich Kristin Berens, Mitarbeiterin im Bereich HSE Culture & Health Management; Sustainability & HSE bei der E.ON SE in Essen, im Gespräch gehabt.
Natalie Ihne:
Liebe Frau Berens, erst einmal möchte ich mich ganz herzlich bedanken, dass Sie sich die Zeit für diesen Austausch nehmen.
Es geht darum, wie sich E.ON im Rahmen der Pandemie, insbesondere zu Beginn, mit dem Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement auseinandergesetzt hat. E.ON hat sein BGM, wie alle anderen Unternehmen auch, anpassen müssen und es nicht versäumt, sehr digital und hybrid unterwegs zu sein. 2021 wurde dann mit uns an der Seite von E.ON der Online Campus eingeführt.
Ich freue mich, wenn Sie ein paar Worte dazu finden, wie die erste Phase der Pandemie bewältigt wurde und wie dann die Einführung des Online Campus vonstattenging.
Kristin Berens:
Sehr gerne. Im Prinzip haben wir im März 2020 sehr schnell und pragmatisch versucht, vielfältige digitale Angebote zu schaffen. Wobei der Fokus ganz klar darauf lag, dass wir erst einmal die einfachen Angebote ins Digitale übersetzen. Hier ging es primär um den Themenkomplex mentale Gesundheit und Psyche. Dazu wurden erste Webinare angeboten. Parallel wurde der Bereich rund um unsere Bewegungsangebote digitalisiert. Tipps und Tricks für einen bewegteren (Arbeits-)Alltag oder unser Yoga Kurs im Online Format.
Das Credo war ganz klar: Was können wir aus dem Bestand schnell und unkompliziert online anbieten?
Der zweite Schritt bestand eher aus der langfristigen Planung. Was können wir gut und rein digital aufsetzen?
Zum Online Campus sind wir bereits ein halbes Jahr nach Pandemie-Beginn gekommen. Ursprünglich hatten wir ein großes Event vor Ort geplant, welches natürlich nicht mehr umsetzbar war. Inhaltlich waren der Schlafparcours und viele vor-Ort-Angebote zum Thema Schlaf geplant. Dann kam Corona und die Frage, was können wir für unsere Mitarbeiter tun?
Dankenswerterweise war Ihr Angebot zum Online Campus relativ schnell verfügbar. Es war klar, dass wir das probieren wollen. Dank der energie-BKK haben wir es geschafft, den Campus für das gesamte Unternehmen und alle E.ON-Gesellschaften zur Verfügung zu stellen. Das Schöne an diesem Format ist, dass der Campus alle Themenbereiche der Gesundheitsförderung abdeckt. Der Beschäftigte bekommt nicht alle Inhalte auf einmal zur Verfügung gestellt, sondern kann sukzessive einzelne Themen angehen. Dadurch sahen wir eine gute Möglichkeit, weiter in das Thema der Online Angebote einzusteigen. An dieser Stelle möchten wir der energie-BKK auch ein großes Dankeschön aussprechen, für die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit in diesem Projekt.
Wir hatten pro E.ON-Gesellschaft ein gewisses Kontingent an Zugängen für die Beschäftigten zur Verfügung, die jedoch nicht vollkommen ausgeschöpft wurden. Da ist also definitiv noch Potenzial. Im Projektzeitraum wurde der Campus von ca. 10 Prozent der Beschäftigten unseres Unternehmens in Deutschland genutzt.
Anhand Ihres detaillierten Reportings kann die Nutzung über den gesamten Zeitraum gut nachverfolgt werden. Wer ist dabeigeblieben, wer ist abgesprungen.
Unser Vorgehen lässt sich wie folgt beschreiben. Alle zwei Wochen wurde ein neues Modul für die Beschäftigten aktiviert, um ihnen kurze, interessante Selbstlernphasen zu ermöglichen. Um hier das Interesse der Kollegen über einen langen Zeitraum zu erhalten, wurde dieses Projekt über sechs Monate kommunikativ begleitet.
Gezeigt hat sich bei digitalen Angeboten dasselbe Phänomen wie bei Maßnahmen vor Ort. Es ist immer wieder eine Herausforderung, eine bestimmte Zielgruppe von Kolleginnen und Kollegen dazu zu bewegen, sich mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen und diese nachhaltig zu verbessern.
Dazu kommt die zusätzliche Herausforderung, dass wir nicht alle Beschäftigten im Büro oder im Homeoffice antreffen können. Wir haben ebenso Beschäftigte im Vertrieb und Monteure im Außendienst.
Darüber hinaus ist zu bedenken, dass in dieser Zeit ab Mitte 2020 für die Mitarbeiter alles auf digitale Angebote umgestellt wurde und dies bezieht sich nicht nur auf die Aktivitäten des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Eine Form von Müdigkeit bezüglich digitaler Angebote ist aus diesem Grund nachvollziehbar.
Thematisch haben wir das „volle Programm“ ausgeschöpft, um es so ansprechend und nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das sind unter anderem folgende 9 Lernmodule:
- Schlafstörern auf die Spur kommen
- Stress verstehen
- Aktiv entspannen und regenerieren
- Die Podcast-Reihe für einen erholsamen Schlaf
- Ergonomisch & bewegt im Homeoffice
- Gesunde Ernährung im Fokus
- Stress bewältigen & Energie gewinnen
- Ausgleich schaffen im Homeoffice
- Gut organisiert im Homeoffice
Wie kommunizieren Sie die Maßnahmen bzw. wie läuft Ihre Bewerbung ab?
Wir haben ein Kommunikationskonzept in den Gesellschaften und auch konzern-übergreifend. Somit können alle Zielgruppen gleichermaßen über verschiedene Kanäle erreicht werden.
Wenn man sich nun das Jahr 2022 anschaut. Wir stehen am Anfang, die pandemische Situation ist noch etwas ungewiss, mit der leisen Hoffnung auf Besserung. Hat E.ON bestimmte Pläne oder besondere Themen, die bislang noch nicht umgesetzt wurden, anzugehen?
Viele Angebote, die auf digital umgestellt wurden, sollen auch digital bleiben. Es gibt genauso viele Maßnahmen, die davon leben, in Präsenz durchgeführt zu werden. Genau da möchten wir auch wieder hinkommen.
Im ersten Schritt haben wir uns Fokuswochen für den späten Frühling und den Herbst gesetzt. In der Hoffnung, dass wir wieder Maßnahmen in Präsenz durchführen können.
Durch die permanente Abwesenheit und die digitale Auseinandersetzung ist doch sehr viel auf der Strecke geblieben. Die Gesundheitsförderung lebt insbesondere vom direkten Austausch. In diesem Zusammenhang möchten wir wieder Schritte nach vorne machen.
Ebenso wollen wir die Vielfalt der Angebote für die Beschäftigten in allen Gesellschaften erhalten. Das ist der größte positive Faktor, den die digitalen Angebote bringen. Es kann jeder teilnehmen, unabhängig wo er gerade ist und auch übergreifend über alle Gesellschaften.
Uns ist natürlich bewusst, dass wir die neuen Anforderungen an die Arbeitswelt – maßgeblich geprägt durch die letzten beiden Jahre – bestmöglich unterstützen müssen und auch wollen.
E.ON hat auf die Pandemie-Situation natürlich auch noch anders reagiert. Letztes Jahr wurde eine große Impfkampagne gestartet. Wie wurde die angenommen? Mögen Sie uns noch etwas darüber erzählen?
Unser Ziel war es, die Impfaktionen im Land zu unterstützen – als Betrieb und große Anlaufstelle für unsere Kolleginnen, Kollegen und ihre Angehörigen. Dafür haben wir dankenswerterweise vom Impfzentrum Essen und seinem leitenden Impfarzt viel Unterstützung bekommen, nicht nur für die Erst- und Zweitimpfung, sondern um den Jahreswechsel ebenso für die Umsetzung der Booster-Impfung.
Wir haben uns sehr gefreut, dass wir damit viele Kolleginnen und Kollegen und deren Angehörige auf sehr unkomplizierte Art und Weise mit der Corona-Schutzimpfung versorgen konnten.
Liebe Frau Berens, ich möchte mich herzlich bedanken, dass Sie uns Einblicke in Ihre Betriebliche Gesundheitsförderung gegeben haben und wir das Gespräch führen konnten.
Wir freuen uns, dass wir mit Ihnen gemeinsam und partnerschaftlich die Gesundheit und das Wohlergehen von Beschäftigten im Blick haben und auch herausfordernden Zeiten trotzen können.
Wir freuen uns auf eine weitere lange und gute Zusammenarbeit.